Einen guten Steinwurf von der Nürnberger Burg entfernt liegt die Werkstatt von Franz Jahn. Seit 1829 wird hier Erz zu Bildwerken und Grabmalen gegossen. Betritt man die ehrwürdige Sandsteinhalle glaubt man in eine längst vergangene Zeit versetzt zu sein. Mit einem riesigen Holzkran hieven die Gesellen schwere Sandformen aus einem unterirdischen Ofen.
Der Meister bespricht mit seiner Tochter den Nachguß einer 500 Jahre alten Plastik: das Selbstbildnis des Peter Vischer, des Schöpfers des Nürnberger Sebaldusgrabes, soll noch einmal in traditionellem Erzguß im sog. Wachsausschmelzverfahren wiedererstehen.
„Hasenhautleim, Gelatine und Wasser verwendeten die Alten für die Abformung . . .“ erzählt der Meister. Der Film beginnt mit der Herstellung dieser Negativform. Wie zu Peter Vischers Zeiten wird sie mit flüssigem Wachs ausgegossen.
Mit dem Modellierholz, aber auch mit viel Fingerspitzengefühl überarbeitet Franz Jahn das Wachsmodell.
„Es ist mein Leben, diese Gießerei . . . als Hänfling bin ich hergekommen und es hat immer mehr an Bedeutung gewonnen zu sehen, daß man mit den Händen etwas schaffen kann . . .“ erzählt der 63-jährige, während er poliert, aufrauht, Konturen verstärkt, ganz im Sinne des großen Vorbildes.
Während ein Geselle die Gußkanäle aus dicken Wachssträngen am Modell anbringt, begleitet der Film den Meister auf den historischen Johannis-Friedhof.
Nürnberger Handwerker und Patrizier haben sich dort über ein halbes Jahrtausend in erzernen Grabmalen verewigt.
In einem kurzen Abriß zeigt der Film die Geschichte des Erzgusses, u.a. die älteste Bronzegroßplastik der Welt, eine Apollostatue in Griechenland.
Um die endgültige Gußform zu erhalten, wird das Wachsmodell in einem komplizierten Verfahren in ein Gips-Ton-Gemisch eingebettet und im unterirdischen Ofen gebacken.
Wie ein Feuer speiender Vulkan beherrscht der Schmelzofen am Tag des Gusses Bild und Ton. Die Gesellen schöpfen das flüssige Erz mit dem Gießlöffel aus dem Tiegel. Unter den kritischen Augen des Meisters lassen sie das rot glühende Metall in die bereitstehenden Formen fließen.
Mit Punzierstählen und Schabern bearbeitet Franz Jahn den erzernen Rohling, bis dieser dem berühmten Vorbild am Sebaldusgrab bis ins Detail gleicht.
Der Meister ist’s zufrieden.
Ob seine Tochter allerdings in einigen Jahren die letzte historische Gießerei Nürnbergs übernimmt und im Sinne des Vaters weiterführen wird ?
- Regie Rüdiger Lorenz
- Kamera Angela Witt
- Erstausstrahlung Sa 21.12.2002 Bayerisches Fernsehen
Andreas Walter 08:13 am 28. August 2016 permalink |
Ein toller Film!
Von wem stammt die einleitende Musik? Michael Nyman?