Im Gerberviertel, nicht weit vom Zentrum der Stadt, hat Oskar Bernhard in einem Fachwerkbau aus dem Jahr 1580 seine Werkstatt. Wie in längst vergangenen Zeiten setzt der 60-Jährige noch Plakate, Anzeigen, Briefbögen, Visitenkarten mit der Hand aus Blei- und Holzbuchstaben, um sie dann mit einer Tiegelpresse zu Papier zu bringen.
Endlos scheinen die Schubladen, in denen die “Zutaten” für Schriften lagern, Tausende von Bleilettern, von denen die ältesten bis auf die Goethezeit zurückgehen. Als guter Typograph ist Oskar Bernhard immer auch Gestalter, alleine mit dem Medium der Buchstaben kann er Trauer oder Freude zum Ausdruck bringen.
Das, was allen Computer-“Setzern” in der Regel fehlt, nimmt sich Oskar Bernhard im Überfluss: Zeit. Die braucht er, um mit Linien, Durchschuss, Ausgleichsmaterial die Worte und Zeilen so zu setzen, dass ein gleichmäßiges Schriftbild entsteht und auch beim Blocksatz keine “Löcher” zwischen den Wortblöcken übrigbleiben.
Für ein Plakat legt er große Holzlettern in einen Setzrahmen, prüft jeden Buchstaben im Verhältnis zum vorhergehenden und folgenden. Immer wieder verändert er die Abstände um Bruchteile von Millimetern, bis er auf einem ersten Andruck die Gesamtwirkung begutachtet. Dann, wenn alles zu seiner Zufriedenheit angeordnet ist, entschließt er sich, mit dem Druck zu beginnen.
Erst im Vergleich zur Arbeitsweise von Oskar Bernhard wird deutlich, mit welchem Verlust an Qualität der Zeitgewinn beim Satz mit dem Computer erkauft wird.
- Regie und Buch Rüdiger Lorenz
- Kamera Angela Witt
- Ton Florian Geierstanger
- Redaktion Jörg M. Schmid
- Jahr 2005
- Erstausstrahlung 6. Januar 2006, 16:00 Uhr im Bayerischen Fernsehen
Winkler Gerhard 13:44 am 19. Juni 2024 permalink |
Na ja, in Graz (Steiermark) gibt es das Druckzeug. Die Druckerei Bauer existiert seit 1876 und ist heute ein lebendiges Museum der Schwarzen Kunst. Es gibt Führungen und offene Werkstätten für alle, die sich für Bleisatz- und Buchdruck interessieren. Schau auf die Homepage: http://www.druckzeug.at – “Gott grüß` die Kunst!”, Gerhard Winkler, Lehrzeit in der Offizin Leykam, 1962 bis 1966, dann Zeitungsmetteur in Pirmasens und später Korrektor in Berlin.
Ulrich Schölermann 18:12 am 7. August 2024 permalink |
1965 habe ich eine Schriftsetzer-Lehre begonnen, 2016 bin ich als Mediengestalter in Rente gegangen. Wenn ich heute meinen Enkelkindern erzähle, wie wir damals gearbeitet und improvisiert haben, kommen sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. 2-3 Ziffern in den großen Plakatschriften reichten ja oft nicht aus, wir haben dann einen Linolschnitt für die 8 oder die 9 geschnitzt, weil auf den Angebotsplakaten mit mehreren Preisen viel mehr Ziffern nötig waren, als wir im Kasten hatten.
100 oder mehr Seiten im Bleisatz aufeinander gestapelt, das war schon ein eindrucksvolles Gebilde; heute passt solch ein Werk auf einen kleinen Stick. So ändern sich die Zeiten.
Einige “Exponate” habe ich mitnehmen können: Setzkästen, Schiff, Winkelhaken, Blei- und Holzbuchstaben, Messinglinien und natürlich die Setzlinie. Manchmal kann ich damit interessierten Leuten demonstrieren, wie wir damals gearbeitet haben. Das ist schon eindrucksvoll.
Es war halt ein echtes Handwerk, Jedenfalls habe ich die ganze revolutionäre Entwicklung in der Druckindustrie mitgemacht. Manchmal denke ich auch wehmütig an diese Zeit zurück, obwohl die Arbeit später ja deutlich sauberer wurde ohne Blei an den Händen.
Gruß Ulrich Schölermann
Christian Abel 19:04 am 3. November 2022 permalink |
Wo sind sie geblieben, die Setzer, die nicht nur dem Blei hinterher weinen? Die Welt ändert sich und auch Berufe kommen und gehen. Was machen wir daraus? Weiter lernen – immer wieder neu.
Mit Gruß
Christian
Henning Wendland 08:19 am 21. August 2022 permalink |
Ich war auch Schriftsetzer, mit Meisterprüfung und habe diesen Beruf gerne ausgeführt, aber das ewige Stehen brachte mich dazu Buchhersteller im Verlag zu werden.
Eberhard Schultheiss 12:47 am 25. April 2019 permalink |
Von 1953–1956 habe ich den schönen Beruf des Schriftsetzers gelernt.
1957 habe ich die Firma gewechselt, in der der Handsatz noch stattfand. Im Jahre 1961 wurde ein Typograpf UB 1972 und eine Lino Gamma angeschafft. An letzterer war mein Hauttätigkeitsfeld.
1979 begann die Umstellung in Richtung Fotosatz. Linotronic, Serie 2000 von Lino und als Letzteres am Mac. Damit war der Bleisatz nur für ganz bestimmte Aufträge vorhanden.
Alles in allem war ich gerne 47 Jahre Schriftsetzer, jetzt bereits 19 Jahre Rentner.
Ufrecht 20:13 am 21. April 2018 permalink |
Schriftsetzerlehre bei Ebner, Ulm 1966-1969
Kurt Bauer 08:27 am 12. April 2018 permalink |
Hallo Schriftsetzer-Kollegen, auch ich habe ab 1967 diesen schönen Beruf erlernt. Anfangs als Bleisetzer und anschliessend als Computersetzer. Nachdem es den Wetter nicht mehr gab, habe ich als Grafiker bei Fa. Quelle auf MAC gearbeitet und Kataloge erstellt. Aber an meinen Lehrberuf kommt nichts heran.
Leider habe ich nichts mehr, gerne würde ich noch etwas haben.
Ditta Paulin 10:38 am 19. Dezember 2017 permalink |
Liebe Kolleginnen und Kollegen der Schwarzen Kunst,
auch ich bin gelernte Schriftsetzerin (1973 – 1976) und durch Zufall auf 3Sat den Filmbericht über Oskar Bernhard gesehen, mein Herz hüpfte! 2005 habe ich mich selbständig gemacht und großen Wert darauf gelegt, die Bezeichnung Schriftsetzerin zu behalten. Leider mußte ich feststellen, daß niemand wußte, was eine Schriftsetzerin ist. So arbeite ich heute als »Grafikerin« am Mac und ärgere mich ständig darüber, daß kaum noch jemand Wert legt auf Typografie. Gerne denke ich an die Zeiten am Setzkasten zurück und freue mich, daß doch immer noch, wenn auch nur von wenigen, dieser Beruf ausgeübt wird. – Es ist ein so schöner Beruf!
Rainer Pitschel 14:28 am 19. Dezember 2017 permalink |
Als gelernter Schrift- und Maschinensetzer (1958-1961) haben mich besonders die Kommentare zu der Sendung vom 19.12.2017 interessiert. Ich war selbst bis 1978 in meinem Beruf aktiv. Nach Einführung von Fotosatz und Lochstreifen an der Linotype habe ich den Beruf gewechselt und etwas ganz anderes gemacht. Es ist beeindruckend mit welcher Wärme und Begeisterung die ehemaligen Jünger Gutenbergs über ihren Beruf berichten. Ich werde im kommenden Jahr gerne einen Besuch be Herrn Bernhard einplanen.Ich denke auch gern an die interessante und schöne Zeit zurück.
Den Gautschbrief habe ich noch ander Wand hängen.
Liebe Grüße. Rainer Pitschel, Stuttgart
Rissmann Robert 18:07 am 10. Oktober 2017 permalink |
Hallo miteinander! Zufall oder nicht – ich entdeckte einige Namen “meiner” Lehrzeit in Leoben. Würde mich sehr freuen, wenn wir uns irgendwiezusammentun könnten, schreiben oder ähnl.
Dörte Worreschk 12:08 am 8. Mai 2017 permalink |
Liebe Schriftsetzer!
Hier sind soviele Kollegen versammelt, dass ich mein Anliegen gerne hier vorbringen möchte: Ich habe eine sehr wertvolle alte Karte von Deutschland vor dem 2. Weltkrieg zu verkaufen, von der es nur fünf Exemplare gab und von der mindestens zwei verschollen sind.
“Diese Karte wurde in den Jahren 1925 bis 1934 von Rudolf Koch und Fritz Kredel unter Mitarbeit von Richard Bender und Berthold Wlpe geschaffen. Sie wurde gedruckt von H.F. Jütte, Leipzig, und verlegt vom Insel-Verlag zu Leipzig im Jahre 1934.”
Wenn sich jemand dafür interessiert, wäre ich dankbar für eine Email.
Mit freundlichen Grüßen
Dörte Worreschk
Dr. Friedrich Geber 22:44 am 10. Mai 2016 permalink |
Liebe Kollegen, nicht vergessen: Auf “Gott Grüß die Kunst” hat “und alle ihre Jünger zu erfolgen”, was ich aus all der umfangreichen Mails nicht entnehmen kann.
Beste Grüße von einem Altjünger(!?)
Jürgen Carstensen 09:33 am 9. März 2016 permalink |
Hallo, und…. GOTT GRÜSS DIE KUNST!!
Habe durch Zufall diese Seite im Netz gefunden, es geht hier um den Beruf Schriftsetzer, oder die Jünger Gutenbergs, denen man ab Ende der 70iger Jahre schmerzhaft nach und nach ihren Beruf weggenommen hat. Wenn ich heute noch an den großen Saal mit den Linotype-Setzmaschinen denke, an denen ich Jahre verbracht habe, die Schichtarbeit, an das Korrektorat, in der ich jahrelang jeden Satz auf Fehler gelesen habe, an dieses herrliche Zusammen-/zugehörigkeitsgefühl (einer für alle, alle für einen), dann beschleicht mich die Wehmut, was da alles zerschlagen worden ist. Ich weiß nur eines: Ich bin so im Herzen froh, dass ich das alles noch jahrzehntelang miterleben durfte, und dass ich dieses schöne Handwerk mal erlernt habe. Was hatten wir für Künstler unter uns: sie haben getüftelt, aus Sche….. Rosinen gemacht. Und wenn auch heute alles so sauber bei der Arbeit ist und keine Druckerschwärze mehr an den Händen klebt….. ES WAR WUNDERSCHÖN!!!!!!!!!!!!!!!
Und wenn ich heute zum Friseur gehe, und ihm sage, er möge mir die Haare bitte ca. 2 Cicero abschneiden, denkt er: Was redet er da???!!!!!????……..
Gert Laufenberg 13:42 am 13. Februar 2016 permalink |
Hallo ihr Schwarzkuenstler in aller Welt,
im Museum der Arbeit in Hamburg gibt es noch eine aktive Druckerei mit allem was das Schriftsetzerherz begehrt und vermisst.
Jeden Montag von 18 bis 21 Uhr sind alle willkommen.
Hans Steen 07:00 am 27. Dezember 2015 permalink |
Schöne Seite! Nette Texte. :-) Als gelernter Schriftsetzer schwelge ich gerne mal in Erinnerungen. Meine Ausbildung habe ich bei den Kieler Nachrichten gemacht. (1970 bis 1973). So sehr ich auch Gefallen an der heutigen Technik finde…. Typografie gibt es nur noch ganz selten. Die bewegliche Letter hat die Welt verändert – und wir gehörten dazu! :-)
richard mulser 20:54 am 29. September 2015 permalink |
Gott grüß‘ die Kunst,
mir geht das herz auf wenn ich die kommentare lese …. ich war in der letzten klasse die in linz/österreich als schriftsetzer-gesellen ausgebildet wurden (´83/´84) … war eine schööööne zeit in user zunft…..
Moritz 21:38 am 19. Juni 2015 permalink |
Der Beruf war Freiheit. Lehrzeit 1962-65 in EUTIN, Ostholsteiner Anzeiger. Alle Akzidenzen, Zeitungssatz mit den Maschinensetzern (3) wurde täglich die Zeitung produziert. Headlines, Anzeigen, Mettage. WIR mussten und konnten alle Manuskripte lesen bis hin zu altdeutscher Schrift. Zu unserer Zeit kannte kein Laie Cicero, Petit, nicht die Times, Helvetica. WIR aber haben spationiert bis hin zu Kupfer, Messing und ich in Berlin mit Papiersorten ( Novum: Brüder Hartmann, Schöneberg). Meine Vorgänger trugen noch Setzerkittel gestreift mit Gürtel! Es fehlte nur noch der Degen. Kann ich unendlich ausführen. Vielleicht liest es noch ein alter Barde, Lübeck, SO 65, Gewerbeschule.
carl müller 16:49 am 4. November 2015 permalink |
Moin, moin, Kollege M. Moritz!
Durch Zufall bin ich auf diese Seite gestoßen. Freue mich sehr, von Dir diese Zeilen zu lesen.
Meine Lehrzeit begann 1961-64. War schon eine interessante Zeit.
Die beste und schönste Zeit waren die Treffs mittags und nach Feierabend bei Körner am Markt !!!!!!!!!!!!!!!!!!
Kannst du Dich daran erinnern?
Zuallererst muss man unseren Lehrmeister Gustav Seifert nennen (sein Stellvertreter war Heinz König, 1. Akzidenzsetzer). . . . Todt, Willi Sauter (Anzeigenmetteur), Dombrowski, Hilma Vogel, Stefan Vogt, Runge und . . .
Oh ja, die Herren Maschinensetzer (Kloth, Sternberg und Steen). Reaktion: Fräulein (legte sie großen Wert drauf!) Pietzke, Herr Roloff, S.Kloth (Tochter unseres Maschinensetzers).
Gestreifter Setzerkittel mit Gürtel? An den Gürtel kann ich mich nicht erinnern. Na ja, ist auch nicht so wichtig.
Gott grüß’ die Kunst!
CFM
Jürgen Carstensen 10:37 am 9. März 2016 permalink |
Hallo, lieber Moritz, darf ich bitte Du sagen? Ich antworte auf Deine lieben Zeilen, die Du in der Rubrik ,,Der Schriftsetzer” am 19. Juni 2015 zum Besten gegeben hattest. Ich habe heute durch reinen Zufall Deine Rubrik gelesen. Danke von mir dafür. Ich habe von 1963 bis 1966 den schönen Beruf Schriftsetzer erlernt. Habe heute auch etwas dazu in der Rubrik hinterlassen. Ich wollte noch eben hinzufügen, wegen Deinem Zitat: ,,die alten Setzer hatten noch gestreifte Kittel mit Gürtel an”. Nicht nur das: Die Metteure sowie die Korrektoren gingen als Alt-Setzer im weißen Hemd und mit Krawatte zur Arbeit. War lange Maschinensetzer und im Korrektorat tätig. Ich weiß noch, wenn man was in einer Anzeige überlesen hatte, konntest Du beim ,,Alten” vorbeitanzen und Dir eine ,,Zigarre abholen”, an der Du 14 Tage genug zu rauchen hattest, beim 2. Mal im Jahr mit Abmahnung inklusive. Trotzdem, der Zunft-Zusammenhalt und das Ambiente, ich kann es nicht vergessen. Bin jetzt 68 Jahre alt, und arbeite noch ein wenig bei einem Labor im Außendienst, da baust Du nicht so schnell ab, und außerdem kann ich nicht immer mit meiner Frau zusammen sein, wahnsinnig anstrengend. Einen lieben Gruß: Jürgen Carstensen, Ganderkesee (liegt nördlich von Bremen).
Lorenz Ballaus 21:12 am 28. April 2015 permalink |
Gott grüß die Kunst!
Nach meiner Lehrzeit von 1961-1965 in Leoben/Österreich war ich noch einige Jahre als Hand- und Maschinensetzer tätig und wechselte dann den Beruf. Als Erinnerung würde ich mir gern ein Satzregal ins Wohnzimmer stellen, falls ich es zu einem vernünftigen Preis bekäme.
Liebe Grüße aus der Steiermark
Lorenz Ballaus
Peter Stribl 22:20 am 23. April 2017 permalink |
Mit einem Satzregal kann ich zwar nicht dienen, aber mich freut es, nach so langer Zeit von Ihnen zu hören. Meine Lehrzeit begann am 1. September 1965 bei der Obersteirischen Druckerei in Leoben. Dem Beruf bin ich über die ganzen Jahre treu geblieben mit allen technischen Neuerungen. Nur direkt nach der Lehre war ich ein Jahr berufsfremd auf Montage unterwegs. In der zweiten Hälfte der 70er-Jahre begann meine aktive Zeit als Gewerkschafter in der IG Druck und Papier in Deutschland. Dabei habe ich alle politischen Seminare bis zum Hauptseminar absolviert. Neben dem Beruf war das die einschneidendste Entwicklung meines Lebens. Seit September 2016 bin ich nun in Rente und die genannten Ereignisse haben mein Leben befriedigend erfüllt.
H. Kohl 10:01 am 8. Dezember 2014 permalink |
Würde gern mit Schriftsetzern über ‘Achtelpeti’t und ‘Cicero’ – die Einzigartigkeit dieses Berufs – reden, schreiben und Erinnerungen austauschen. Meine Lehrzeit War 1956 bis -59.
Wenn wir ‘Jünger der Schwarzen Kunst’ jetzt nicht noch ein Denkmasl setzen . . . in 20 Jahren kann niemand mehr etwas mit diesem Handwerk anfangen.
‘Schriftsetzer aller Schulen erinnert Euch!’ , könnte mein spätes Motto sein..
Vielleicht denkst Du oder Du auch so? Freue mich auf mögliche Reaktionen – H. Kohl
Heinz Merten 10:43 am 31. Juli 2014 permalink |
Lehrzeit bei Sebaldus Verlag in Nürnberg 1971–1974. Habe einige Jahre im Bleisatz gearbeitet, dann folgte Fotosatz, Linotronic. 1982 bin ich nach Schweden ausgewandert und arbeitete weiter im Fotosatz mit Berthold Fotosatz. Arbeite nun als Graphic Designer an der Uni Örebro im Macmiljö.
Bin dabei mir eine Handsetzerei in meiner Garage aufzubauen – zurück zu den Wurzeln. Suche ständig nach Utensilien um meine Setzerei zu ergänzen/erweitern. Wer Lust hat kann sich meine Facebookseite: Tryck Art Sweden, anschauen.
Gott grüß’ die Kunst mit vielen Grüssen aus Schweden
Heinz Merten
Christian Abel 09:05 am 30. April 2017 permalink |
Lieber Heinz Merten,
da du ja auch in den 50er Jahren geboren bist und du als gelernter Setzer in Süddeutschland tätig warst, hier ein paar Zeilen von mir: Auch ich habe einen starken Bezug nach Schweden. Lebe dort mit meiner Frau die Hälfte des Jahres in Smaland (finde das schwed. O nicht), Virserum/Hultsfred Komun. Gelernt habe ich in Hannover, 1968-71. So ganz kann ich den nostalgischen Abhandlungen nicht folgen. Die bleihaltige Luft, das Stundenlange Stehen und die schweren Setzkästen haben mir nicht gefallen. Auch die hierarchische Ordnung in einem Kleinbetrieb konnte ich nicht akzeptieren (mein Meister war Kettenrauchen und das in der Druckerei). Gefallen haben mir dagegen sehr die universalen Aufgaben, wie Kloputzen, mit dem Chefmercedes Korrekturen zur VARTA und Klöckner durchsprechen, eigene Ideen den Kunden offerieren (besuchte nebenberuflich die Werkkunstschule in Hannover). – In Växjö gibt es noch eine Handdruckerei, gegenüber des Domes, solltest sie dir ansehen.
Schreib mal unter:
kontakt@grafik-dersign-bremen.de
Rainer Pitschel 14:46 am 19. Dezember 2017 permalink |
Lieber Heinz Merten, natürlich hat der Chr. Abel Recht. Es war in den 50er-60er Jahren nicht alles eitel Sonnenschein. Besonders nicht in Klein- und Mittelbetrieben. Trotzdem hat die Kollegialität (Ausnahmen bestätigen die Regel), der Zusammenhalt und die Begeisterung für den Beruf vieles wettgemacht.
Die bleihaltige Luft, schwere Setzkästen etc.,na ja. Es hat nicht geschadet. Wen ich heute höre und lese, wie furchtbar schädlich Blei ist (stimmt ja), muß ich mich über meine Gesundheit wundern.
Habe immerhin 20 Jahre mit Blei gearbeitet !958-1978).
Freundliche Grüße
Heidi Schmidt 13:36 am 4. April 2014 permalink |
Gott grüß’ die Kunst, liebe Kollegen. Ich bin gelernte Schriftsetzerin (1959-1962 in Hamburg) und besitze noch meinen Winkelhaken aus meiner Lehrzeit. Zum Abschluß meiner Lehrzeit bin ich gegautscht worden, wie es sich gehört.Über ebay habe noch 2 komplette Schriftkästen mit Inhalt erworben. Trotzdem ich den Beruf nicht mehr aktiv ausübe, bin ich heute noch stolz darauf, diesen tollen Beruf erlernt zu haben. Gott grüß’ die Kunst !!! Eure Heidi Schmidt
Konrad Heinrich Kleine-Kalmer 00:06 am 9. März 2014 permalink |
Ja, Gott grüß die Kunst, das waren noch Zeiten. Ich schreibe es heute noch, zB. wenn ich Dateien zu Druckereien schicke. Wenn keine Reaktion darauf kommt, kannst du davon ausgehen, dass es in dem Betrieb keine gelernten Setzer mehr gibt, denke ich dann meistens.
Die meisten Setzer haben außerdem auch die Gesinnung des »gewissen Etwas« der »Alten Schule« und reagieren auf diesen Gruß.
Meine Lehre war von 1969 bis 1972 in Osnabrück. Ein alter Geselle erzählte mir einmal – wenn es mal weniger zu tun gab und der Chef in die Setzerei kam, sei es Sitte gewesen einen an der Kolumnenschnur befestigten Buchstaben durch die Setzkasteneinteilung zu ziehen. Das hörte sich dann so an, als sei man am Ablegen ;-) Clever!
Bei mir in der Garage steht auch noch eine Gasse mit wunderschönen Holzschriften, größere Schriftgrade bis 10 Cicero als Bleischrift und noch so einiges an Galvanos, auch Maschinensatz.
Ich hatte den Auftrag die Setzerei aufzulösen. Alles sollte »entsorgt« werden. Eine gute Gelegenheit für mich als leidenschaftlichen Setzer für spätere Zeiten etwas an die Seite zu stellen, um der Nachwelt so einiges zu erhalten.
Hin und wieder zeigte ich Interessierten, wie eine Kolumne gebaut wurde. Hauptsächlich baute ich aus den alten Schätzchen von Schriften kleine Kunstwerke als Geschenk für Freunde und für meine Kunstgalerie.
Jetzt freute ich mich über die eine oder andere Holz- und Bleiletter, die irgendwann einmal nach dem Druck vom Drucker nicht abgewischt wurde, weil sie noch richtig schönes Rot oder eine andere Farbe auf dem Schriftbild hatte.
Offengestanden, im Jahr 1995 bekam ich meinen ersten Computer, das PowerBook 160 von Apple, 3 Monate später kam das erste farbige PowerBook 165 auf den Markt. Meines kostete damals 5.500 Mark. Unvorstellbar im Vergleich zu heute. Dennoch erlaubte ich mir diesen Luxus aus purer Begeisterung, denn ich fand es geradezu phantastisch, Satzarbeiten mit diesem kleinen Teil zu verrichten, die zuvor erstens unendlich viel Räumlichkeiten in Anspruch genommen hatte, sei es für die Schriften, Linien oder Blindmaterial, sei es für Stehsatz-Regale, Abziehpresse und sonstige Utensilien. All das konnte nun diese kleine computergesteuerte Setzmaschine erledigen. Zudem noch das Hauptbeschäftigungs-Feld Satz, Textumbruch, Bildverarbeitung, Reproarbeiten, Illustration.
Durch die Einführung des Computers, besonders in unserem Gewerbe wurden die alten Berufe geradezu »ausgerottet«. Dabei denke ich an den Schriftgießer, Stereotypeur, den Chemiegraphen, den Reprofotografen, den Retuscheur oder Grafischen Zeichner, ja auch uns, die Schriftsetzer/Maschinensetzer, wobei die meisten sich umschulen ließen zum Fotosetzer. Den Fs. wiederum gibt es ja auch schon lange icht mehr. Aus ihm wurde dann der Operator oder DT-Publisher.
Da fällt mir noch ein prägendes Erlebnis (im wahrsten Sinne) ein, welches ich mit einem Kollegen während der Zeit als ich bei einer Zeitung beschäftigt war, hatte. Über mehrere Jahre war es äußerst populär in einem Sparclub ordentlich zu sparen. Zum Jahresende und überhaupt währen des ganzen Jahres wurde alles mögliche veranstaltet um das Sparfest besonders attraktiv zu gestalten. Unter anderem quadrätelt, was das Zeug hielt. Die Hälfte des Einsatzes ging in die Sparer-Kasse für die Tombola und dergleichen.
Nie vergesse ich, als ich Tagschicht hatte mit einem anderen Kollegen zusammen, der an dem Tag etwas eher zur Arbeit gekommen war, weil noch diverse Sonderseiten in die Mater geprägt werden sollten für die Wochenende-Ausgabe.
Während einer kurzen Pause kam mein Kollege auf die Idee, einen Zwanzig-Markschein unter die Prägepresse zu legen, obwohl der Schein nach ohnehin schon mehrmaligem Knicken platt war, schließlich NOCH »platter« als »platt« durch den Sparschlitz geschoben werden konnte. Natürlich wäre dieses auch ohne Prägepresse möglich gewesen. Er jedoch wollte den Schein besonders platt haben. – Gesagt – getan. Er legte also den Schein auf eine Ecke des Aluminum-Schiffes während des Prägevorganges und als er schließlich das Schiff unter der Presse hervorholte, war der Schein nicht mehr dort, wo er ihn vorher in mehrmals gefalteter Art und Weise abgelegt hatte.
Er schaute dann sogleich unter die Platte der Prägepresse und erblickte ihn dort schließlich. Nun wollte er ihn dort in seine Hand nehmen um ihn in den Sparschlitz zu werfen. Jedoch konnte er den Zwanziger nicht mehr die Hand bekommen, denn er war bei Berührung mit den Fingern zu feinem grünlichem Papierpulver zerbröselt. – Tja, so schnell können sich zwanzig D-Mark in Pulver auf lösen. Wen wunderst, bei 40 Tonnen Druck auf zwei Quadrat-Zentimeter :-) Da hättet ihr mal in das sich urplötzlich rot verfärbende Gesicht meines Kollegen schauen müssen. Ihm brach förmlich der Schweiß aus und ich schmunzle noch heute über dieses denkwürdige Erlebnis.
Das waren Geschichten aus vergangenen Tagen, meine Damen und Herren Typographen –
Gott grüß die Kunst !
Herzlichst Konrad Heinrich Kleine-Kalmer
Rainer Lindlar 21:02 am 21. Dezember 2013 permalink |
Hallo Jünger Gutenbergs, auch ich bin gelernter Schriftsetzer (Lehre 1970-1973) mit nachfolgender Ausbildung an der Linotype und später Schulung am OHT, TOK und GTO. Ich bin noch im Besitz zweier Gassen Bleisatz und für Vorführungen (Schulen/Kindergärten) auf der Suche nach einem erschwinglichen Handtiegel, Boston oder ADANA. Vielleicht kann mir da jemand helfen. Schön, das es doch noch Interessierte Setzer gibt, die sich hier austauschen.
Gott grüß die Kunst
R. Lindlar
Reinartz, Gabriele 13:54 am 15. Januar 2018 permalink |
Guten Tag, ich habe Ihren Kommentar aus dem Jahre 2013 gelesen und mich hat fasziniert, dass Sie das Druckhandwerk aufrecht erhalten möchten. Sind Sie noch auf der Suche nach einem Boston-Tiegel? Als wir den Keller meiner Mutter inspiziert haben, haben wir einen Boston-Tiegel entdeckt. Auch ich bin ein Jünger Gutenbergs – gelernte Schriftsetzerin und würde mich freuen, wenn der Tiegel in gute Hände geraten würde. Viele Grüße aus Köln
Werner Morgen 18:52 am 20. Dezember 2013 permalink |
Hallo,
bis Anfang des jahres 2009 war auch ich noch im Bleisatz tätig. Da ich in Rheinhessen, einer
relativ bekannten Weingegend lebe, bestand meine Hauptaufgabe in den Eindrucken von Wein-
etiketten.
Ich arbeitete an der Neotype-Bleisetzmachine (Kegelstärke 6-12 Punkt), im Handsatzbereich und
am OHT (Original Heidelberger Tiegel).
Leider wurde diese Abteilung geschlossen und der Bleisatz “verschwand“ aus meinem
Arbeitsleben.
Ich werde mich immer wieder gerne an diese Zeit erinnern.
Claude Bürki 11:35 am 29. August 2013 permalink |
Auch ich war ein Jünger Gutenbergs (Lehrzeit von 1958 bis 1962, plus Ausbildung zum Maschinensetzer). Zudem Mitglied der ältesten Gewerkschaft, der International Typographical Union (USA und Kanada). Und auch ich staune, wie “dünn” das typografische Wissen von heute geworden ist. Gott grüß’ die Kunst, Claude Bürki v/o Cicero, Männedorf/Schweiz.
H. Weißensteiner 16:45 am 24. August 2013 permalink |
Gott grüß’ die Kunst,
hatte meine Gautsch nach 4-jähriger Lehrzeit im März 1969 in Leoben/Steiermakr/Österreich. Habe 47 Jahre im Druckereigewerbe gearbeitet! Danke für die schöne Erinnerung.
Helmut Weißensteiner
Heiko Simon 11:31 am 12. März 2013 permalink |
Gott grüß’ die Kunst,
ein schöner Film, ich bin gelernter Handsetzer und habe das Gezeigte noch im Produktionsalltag miterlebt, einschließlich der damals allgegenwärtigen Linotype …
Grüße an alle Achtelpetitarchitekten
H. Simon
Christian Abel 21:19 am 18. Dezember 2012 permalink |
Moin,
auch ich bin einer der letzten Setzer in Bremen und Umgebung, oder doch nicht? Setzer aller Länder, vereinigt euch. Wo sind sie noch zu finden?
Setzer, ein schöner Beruf, ganz ohne Bildschirm!